DER ISRAEL OFFMAN TOLERANZ-PREIS


Israel-Offman-Toleranz-Preis 2023 – „Film drehen statt wegsehen“

„Moment des Mutes und der Hoffnung“

Film drehen statt wegsehen: Gewinner des Israel-Offman-Toleranzpreises gekürt

Filme für Respekt und Toleranz – und gegen Rassismus und Antisemitismus – waren beim diesjährigen Israel-Offman-Toleranzpreis gesucht. Dass das Thema angesichts des Terrorangriffs gegen Israel aktueller und bedeutender nicht sein könnte, darin waren sich alle Gäste der Preisverleihung, die am Sonntagnachmittag im Anstatt-Theater stattfand, einig. Bei einer Gedenkminute wurde den Opfern des Angriffs – und allen anderen Menschen, die unter Krieg leiden – gedacht.

„Der unvorstellbare Terror gegen Israel löst in uns Trauer, Verzweiflung, Angst aus und macht uns ratlos und ohnmächtig“, betonte Theo Speiseder. Er ist der Geschäftsführer der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, die den Preis zum dritten Mal ausgelobt hatte. Die Siegerehrung finde daher genau zum richtigen Zeitpunkt statt, so Speiseder. Es sei wichtiger denn je, die Themen Respekt und Toleranz in den Fokus zu stellen.

Darin waren sich auch die weiteren Grußwortredner einig. Ulrich Fritz von der Geschäftsstelle des Beauftragten der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben zeigte sich erschüttert von den aktuellen Geschehnissen. Toleranz ende für ihn bei Menschen, die offene Sympathie mit den Terroristen zeigten und die Gräueltaten der Mörder bejubelten. Da oftmals Unwissen für ein solches Verhalten verantwortlich sei, seien der Dialog und Aufklärungsarbeit – auch von Seiten der Schulen – in Zukunft noch wichtiger.

Regierungspräsident Rainer Haslbeck zeigte sich überzeugt: Man müsse in diesen Zeiten des Terrors Antworten geben, Haltung zeigen und Vorbild sein. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sich mit ihren Filmen am Israel-Offman-Toleranzpreis beteiligt haben, seien alle Vorbilder, so Haslbeck. „Sie zeigen mit ihren Beiträgen Haltung gegen den Hass.“

„Wenn es den Preis noch nicht geben würde, müsste er spätestens jetzt erfunden werden“, stellte Oberbürgermeister Markus Pannermayr fest. In Zeiten, in denen die Menschen jüdischen Glaubens unvorstellbaren Schmerz und Verzweiflung durchlebten, stelle die Veranstaltung einen Moment des Mutes und der Hoffnung dar. Er machte aber auch klar: „Wir müssen künftig noch deutlicher Seite an Seite für Menschlichkeit einstehen und Gesicht zeigen.“

Hasso von Winning und Anatoli Zap vom Vorstand der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit übernahmen anschließend die mit Spannung erwartete Verleihung der Preise, bei denen es insgesamt 2000 Euro zu gewinnen gab. Sie betonten, wie schwer der siebenköpfigen Jury die Entscheidung gefallen war. Insgesamt waren neun ganz unterschiedliche Kurzfilme eingesandt worden, die dem Publikum am Sonntag alle gezeigt wurden. Der erste Preis ging an Jamal Stefanie Khalil, Doris Gmeiner und Philipp Gmeiner. In ihrem bewegenden Film setzten sie sich mit der Frage „Bin ich anders?“ auseinander. Mit ihrem Beitrag „Toleranz – eine Anleitung für Bayer*innen“ brachte Susanne Raab die Zuschauer zum Schmunzeln. Dafür wurde sie mit dem zweiten Preis ausgezeichnet. Der dritte Preis ging an den Beitrag der Grundschulstufe der Papst-Benedikt-Schule. Die Kinder brachten mit Playmobil-Figuren ihre Gedanken zum Thema Toleranz zum Ausdruck.

Weitere Teilnehmer waren: Theresa Früchtl und Christine Steger, Monika Meyer in Kooperation mit der offenen Jugendarbeit „Jack“, Ethik-Gruppe der Mittelschule St. Stephan, Mittel- und Oberstufentheater des Anton-Bruckner-Gymnasiums, Alexia Brunner, Sophie Zankl, Sarah Seifert und Sonja Aunkofer sowie die Fachakademie für Sozialpädagogik der Ursulinen-Schulstiftung.

Anna Zisler, Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde, bedankte sich im Anschluss an die Preisverleihung bei den Gästen für die Solidarität und das Miteinander von Menschen mit guter Gesinnung. Nur durch diesen Zusammenhalt könne es gelingen, Antisemitismus, Rassismus und Rechtsextremismus entgegenzutreten. Projekte wie der Israel-Offman-Toleranzpreis seien zukunftsweisend und würden neuen Schwung in die Arbeit der Gesellschaft für jüdisch-christliche Zusammenarbeit bringen. Pfarrer Heinrich Weber sprach einen großen Dank an die Sponsoren – Rotary Club, Winter Hausbau, Zahnarzt Ernst Binner und Mediengruppe Straubinger Tagblatt/Landshuter Zeitung – aus, ohne deren Unterstützung die Veranstaltung nicht durchgeführt werden hätte können. Musikalisch umrahmt wurde die Preisverleihung vom Gitarristen Michael Reiß.

Wer war Israel Offman?

Israel Offman wurde 1925 im polnischen Tschenstochau geboren. Als 15-Jähriger wurde er von der Gestapo wegen des Schmuggelns von Gewehren verhaftet. Er wurde ins KZ Auschwitz verbracht, wo er als Dolmetscher Verwendung fand, später kam er in das KZ Sachsenhausen, in das KZ Oranienburg und schließlich in das Außenlager Ganacker bei Landau an der Isar. Als die US-Armee das Lager befreite, war er bis auf 29 Kilo abgemagert. Seine Eltern und vier Geschwister waren ermordet worden.

Er ging nach Palästina und nahm dort am Unabhängigkeitskrieg teil. Später kehrte er wieder nach Deutschland zurück. Straubing wurde zur neuen Heimat. Als Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde, lange Jahre die kleinste in Deutschland, setzte er sich ein für den Fortbestand der Synagoge, die einzige noch erhaltene in Niederbayern. Mit Ankunft der Kontingentflüchtlinge nach dem Zerfall der Sowjetunion Mitte der 1990er Jahre wuchs die Gemeinde von 60 auf heute etwa 900 Mitglieder. Zeitweise war Offman Direktoriumsmitglied im Zentralrat der Juden in Deutschland. Die Gesellschaft hat er wesentlich geprägt durch seine Bereitschaft zur Versöhnung und zum Dialog.

Stefanie Sobek


» Die Gewinner-Filme


Israel-Offman-Toleranz-Preis 2023 – Preisverleihung